Haaalllooooo liebe Leute aus dem Tierheim Wangering, …

Kennt ihr mich noch?

Ich wollte mich mal bei euch melden.

Mann mann mann, ich kann euch sagen, … ich hab in den letzten 6 Monaten mehr gesehen und erlebt als die 9 Jahre davor.

5 Jahre lang war ich bei euch, und da lernte ich auch die beiden 2-Beiner kennen, die mich unter ihre Fittiche genommen haben.

5 Jahre lang wollte mich keiner haben, gut, ich muss gestehen, ich war ziemlich schwierig und hab euch bestimmt das ein oder andere mal auf Trap gehalten.

5 Jahre, … aber ich glaube ich habs jetz geschafft.

Denn vor etwa einem Jahr sagte mein Betreuer zu mir, dass es so net weitergeht und veränderte sich… er wurde sehr streng. Da ich nie gelernt hatte mich unterzuordnen oder auf jemanden zu hören, hatte ich da ganz schön zu knabbern.

Das „Fuß“ und „Sitz“ usw, das hatten sie mir ja schon beigebracht;

aber von dem was es da sonst noch alles gibt… ich hatte ja keine Ahnung.

Wenn ihr etwas Zeit habt erzähl ich euch von meiner Reise:

Das erste außergewöhnliche war im Mai 2013.

Ich durfte ein paarmal mit meinen Betreuern heimfahren. Hmm, da waren 2 Katzen, … aber leider hatten sie immer ein Auge auf mich und ich konnte Ihnen nicht helfen die leckeren Miezen loszuwerden. Irgendwie wollten sie das nicht.

Auf jedenfall nahmen sie mich eines Tags an die Leine und wir stiegen ins Auto; hintendran war so ein riesenteil… das war sonst nicht da. Glaub das heisst Wohnwagen… Das war schon mal komisch. Mitten in der Nacht fuhren wir dann los… endlose 10 Stunden später stieg ich aus dem Auto aus und da standen 2 Kollegen vor mir die ich schon vom spazierengehen kannte… ein Schäferhund und eine hübsche Dobermann-Hündin, … huiii…

Und im Hintergrund war ein riesen See… mit ziemlich vielen Wellen… So verbrachte ich dann meine ersten Tage ausserhalb des Tierheims. Es war superschön, total entspannend und meine Betreuer sagten dass ich total abgeschaltet hab. Kein Wunder bei dem Stellplatz direkt am Meer und dem wunderbaren Sonnenaufgang, dem täglichen spazierengehen mit der hübschen Dobi-Tussi 😉

Auf jedenfall fand ich es echt super mit den anderen Hunden im Rudel spazieren zu gehen – sogar in der Stadt war ich mal beim Essen dabei.

Auch lernte ich meinen Menschen zu vertrauen. Denn sie zeigten mir mit viel Geduld, dass sowas wie das Meer nichts schlimmes ist und mir niemand anderes was tut.

Die Tage waren unvergesslich; ohne das ganze bellen, … ohne die einsamen Nächte, … kein ständiges „beweisen müssen was man drauf hat“.

Ich musste mich um nix kümmern, da meine Betreuer mir alle Entscheidungen abnahmen. Einfach entspannend (Auch von meinem Dauerdurchfall den ich im Tierheim immer hab wegen dem ganzen Stress war keine Spur)

Als wir dann wieder heimfuhren ahnte ich es schon – ich musste wieder ins Tierheim 

Dann begann ein hin und her…

Freitags durfte ich wieder zu meinen „Aufpassern“; Sonntags fuhren sie mich wieder zurück. … und so ging das immer und immer wieder.

Jeder Abschied brach mir fast das Herz, … es war so schön bei Ihnen… und immer diese Katzen die ich nicht zu fassen bekam…

Dann, an einem Samstag fuhr mein strenger „Papa“ mit mir nach Nürnberg, wo ich einen Typ kennenlernte der sich Marcel nannte… Die beiden haben sich unterhalten und dann nahm der Typ einfach die Leine und ging mit mir ein paar hundert Meter, … das einzige was ich noch dachte:“ Ja sauerei, ich glaub mit dem ist nicht zu spaßen, da mach ich lieber was der sagt “ Ich drehte mich oft um und dachte mir „Hilfe – Herrchen, … komm doch nach …“ aber der hat sich sogar noch weggedreht…

Letztendlich wars dann doch nicht so schlimm – der war eigentlich total nett dieser Marcel, solang man das getan hat was er will. Aber das hatte ich schnell kapiert und es war ein schöner Spaziergang. Es war schön nicht selbst auf alles achten zu müssen, das machte alles dieser Marcel. Wir haben sogar kleine Hunde und Katzen gesehen, aber bei ihm fühlte ich, dass ich mich nicht mal um die kümmern brauchte.

Trotzdem musste ich dann am Sonntag doch wieder zurück ins Tierheim.

So ging das Woche für Woche bis wir einen Monat später wieder zu diesem Marcel fuhren – dort begann mein richtiges Training. Irgendwie kommt mir das so vor als hätte dieser Marcel meinen 2-Beinern ins Ohr geflüstert wie sie mit mir umgehen sollen…

Seitdem ist auf jedenfall viel passiert

Erst lernte ich einen Maulkorb zu tragen – das ging schnell, denn die haben einfach das Ding vorne abgeschnitten und ich durfte nur fressen wenn ich das Teil auf hab – das hab ich dann natürlich gern gemacht. Ab und zu bekam ich dann mal so ein Teil drauf das vorne zu war. „Ich dachte mir was solls, hab eh nix zu fressen da, also kann das ding auch vorne zu sein.“

Die erste Zeit des Trainings war allerdings sehr hart für mich,…

Vor allem Herrchen war sehr streng mit mir. Er entschied wo ich gehen soll, wo ich schnuffln darf, wo ich pinkeln soll. Er sagte mir wo ich in der Wohnung hin darf und wo nicht. Er schickte mich abends auf meinen Platz obwohl ich doch nur kuscheln wollte… später kam dann er zu mir und ich konnte mich doch noch etwas an ihn randrücken… anscheinend wollte er nur selbst bestimmen wann.

Er wollte einfach alles bestimmen der sture Bock… Das kannte ich gar nicht…

Ich musste zusammen mit den Katzen in einem Raum fressen und durfte die erste Zeit nur mit Leine im Haus rumlaufen. Aber ich bin ja nicht blöd, ich wusste genau wenn ich mich gut verhalte, dann darf ich bald auch ohne herumgehen.

Abends legte sich mein Herrchen mit mir oft auf den Boden und die Miezen kamen ins Wohnzimmer und ich durfte nicht aufstehen;

so vergingen Stunden, Tage und Wochen, …

irgendwann legte ich mich dann direkt an mein Herrchen ran, …

hilft ja doch nix wenn ich mich aufreg…

das war auch hart!

Herrchen baute im Garten so nen riesen Zwinger der für mich und die Katzen sein soll… da sind die Miezen manchmal drin und ich darf im Garten laufen.

Ich glaub die wollten, dass ich mich an die beiden gewöhne, denn Herrchen nahm sich einen Liegestuhl, legte sich rein, las ein Buch und ich durfte angeleint zwischen Liegestuhl und Zwinger liegen in dem die Katzen waren.

Das war vielleicht langweilig – irgendwann konnte ich mich nicht mehr konzentrieren hörte mein zittern auf und bin dann eingeschlafen.

Es fällt mir zwar noch manchmal schwer, aber die Katzen bei meinen Betreuern gehören irgendwie zum Rudel. Auf jedenfall tun sie mir nix.

Dieser Marcel meinte, dass ich schlechte Erfahrungen mit kleinen Hunden und Katzen gemacht hab und deshalb immer hinter ihnen her bin… oder war.

Nach einigen Wochen Training kam dann was komisches – Im Tierheim war Trubel, jeder kam auf mich zu, klopfte mir auf den Kopf und sagte „ja Benshi, is das schöön“ …

Ja was denn? Kein Plan, was wollt ihr alle von mir?

Ein paar Tage später fiel mir dann auf, dass mich keiner mehr zurückgefahren hatte ins Tierheim… darf ich jetzt bei euch bleiben? Darf ich?

Juhuuuu…

Ich passe schön auf den Garten auf, dass keiner reinkommt.

Ich kann schon neben den Katzen liegen und in der Wohnung rumgehen… sogar ohne Leine

Natürlich hab ich immer den Maulkorb an

Die sind echt brav die 2 Miezen, vielleicht hab ich den anderen allen unrecht getan…

Und ich geh schon ganz brav in der Gruppe spazieren – egal ob mit großen oder kleinen Hunde-Kollegen.

Na, da bleibt euch die Spucke weg oder?

Sogar frei laufen darf ich schon beim spazierengehen. Einmal is vor mir ein Hase rausgelaufen aus dem Feld.

Aber da hat Herrchen so laut „EEYY“ geschrien das ich ganz vergessen hab hinterherzurennen.

Er lobte mich dann hinterher, … anscheinend war das richtig dazubleiben.

 

UUUUUND ich war sogar in der Zeitung:

—> hier klicken zum Artikel bei Idowa <—

 

Aber das Beste ist das faulenzen!

Das kann ich jetzt im Garten …

… oder auch in meinem Bettchen, dass ich bekommen habe. Hier schläft auch manchmal mein neuer Freund mit mir zusammen drin…

meine Krake 🙂

Ihr seht also es hat sich viel bei mir getan, und ich bin sehr sehr dankbar dafür, dass die beiden so viel Geduld beweisen und mir so viel Zeit gegeben haben.

Ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass ich jemals aus meinen 4 Gitterwänden rauskomme – und ich glaub sie merken, dass ich ihnen jeden Tag meine Dankbarkeit zeigen will.

So, jetzt muss ich wieder zu meinen beiden 2-Beinern.

Ich wünsche euch alles Gute – Bis zum nächsten mal im Tierheim, … wenn ich zu Besuch komme!

Euer Benshi

Ende Teil 1

PETrian